Bräunliche Schlange

SteckbriefKornnattern

Allgemeines

Kornnattern gehören zu den Schlangen, die in vielfältigen Farbzüchtungen häufig im Tierhandel zu finden sind und somit auch in großer Zahl in Tierheimen und Auffangstationen landen. Die Kornnatter (Pantherophis guttatus, ehemals Elaphe guttata) stammt von der Ostküste der USA und bewohnt dort verschiedene Lebensräume (Wälder, Sumpfgebiete, Busch- und Graslandschaften) in gemäßigten bis subtropischen Gebieten. Sie kann bis zu 180 cm lang werden, wobei die meisten Tiere nicht über 150 cm Länge erreichen, und über 20 Jahre (in der Regel 12-15 Jahre) alt werden.

Da sich die Tiere leicht nachzüchten lassen, gibt es unterschiedliche Farb- und Zeichnungstypen im Handel, wobei die rotbraune Wildform nur noch selten zu sehen ist. Auf der Oberseite hat die Wildform Flecken in den unterschiedlichsten Rot– und Brauntönen mit unvollständiger schwarzer Umrandung, welche zu den Körperseiten hin immer kleiner werden. Der erste Fleck beginnt am Auge in Form eines Streifens mit dunklen Rändern, der sich normalerweise über den Mund bis zum Hals erstreckt. Der Körper ist schlank und der Kopf vom Rumpf abgesetzt. Die Augen sind groß mit großen Pupillen, die von einem braunen Ring umgeben sind.

Kornnattern sind in der Regel tagaktiv, in sehr heißen Regionen aber mehr dämmerungs- oder nachtaktiv. Sie leben vor allem auf dem Boden, können aber auch sehr gut klettern. Sie sind ungiftige Lauerjäger mit einem gut entwickelten Sehvermögen, die ihre Beute durch Umklammern töten und nach einer Ruhepause verschlingen.

Schutzstatus

Kornnattern unterliegen in der EU keinem Schutz und gelten in ihrem Herkunftsgebiet als nicht gefährdet.

Vergesellschaftung

Schlangen sind in der Regel Einzelgänger. Kornnattern sind aber untereinander recht gut verträglich und können sowohl paarweise als auch in Gruppen gehalten werden. Es ist anzustreben, dass alle Tiere einer Gruppe ungefähr dieselbe Größe aufweisen. Eine Vergesellschaftung mit Tieren anderer Arten ist aus gesundheitlichen, aber auch aus Verhaltensgründen abzulehnen.

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Geschlechtsunterscheidung

Der Schwanz der männlichen Tiere ist oft etwas länger und spitzer als der von Weibchen. Zudem sind die Hemipenistaschen meist deutlich sichtbar. Ansonsten kann das Geschlecht nur von Experten bestimmt werden.

Terrarium

Das Gutachten mit Mindestanforderungen an die Haltung von Reptilien des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gibt für bis zu zwei Schlangen vor, dass das Terrarium mindestens die Gesamtlänge der längsten Schlange x halber Länge x Gesamtlänge (LxBxH) fassen soll. Auf Tiere der Länge von 130 cm übertragen, bedeutet dies, dass mindestens ein Terrarium mit den Maßen 130x65x130 cm ausgewählt werden sollte. Für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 20 % zu vergrößern. Aus Tierschutzsicht ist es empfehlenswert, für zwei adulte Tiere Mindestmaße von 150x100x150 cm anzusetzen.

Wichtig ist die dreidimensionale Strukturierung des Geheges. Drei Seiten des Terrariums sollten blickdicht verschlossen sein. Ausreichend Versteck- und Klettermöglichkeiten sind anzubieten (Steine, Äste, Wurzeln, Korkröhren, Tontöpfe, Bepflanzung). Ein erhöhter Aussichtspunkt und Sonnenplatz, eine Häutungshilfe (z.B. Ast, rauer Stein) und eine Bademöglichkeit in Form einer flachen Wasserschale, in welche das gesamte Tier passen muss, gehören zur Grundausstattung eines Terrariums. Durch eine Verkleidung der Rücken- und Seitenwände mit z.B. Kork können weitere Kletter- und Versteckebenen geschaffen werden. Es sollten mehrere Etagen geschaffen werden, zum Beispiel durch Felsimitate, Wurzeln, Steinplatten oder dicke Äste. Mehrere höhlenartige Verstecke sollten vorhanden sein. Etwas Moos im Terrarium und in einem der Verstecke wird gerne genutzt.

Als Bodengrund eignet sich ein Gemisch aus Erde, Sand, Lehm und Torf oder aus Lehm und Sand im Verhältnis von 1:3. Auch kann eine dünne Schicht Rindenmulch auf den Bodengrund gegeben werden. Der Bodengrund sollte an einer Stelle stets feucht sein, aber nicht über das gesamte Terrarium verteilt zu feucht sein, da sich bei Staunässe im Bereich der Bauchschuppen bakterielle oder mykotische Entzündungen entwickeln können (erkennbar an bräunlich-blutigen Verfärbungen der Schuppen). Außerdem graben Kornnattern gerne, deswegen sollte der Bodengrund an manchen Stellen erhöht sein.

Um das Entstehen einer Legenot bei weiblichen Tieren zu verhindern, muss (auch wenn keine gemeinsame Haltung mit Männchen besteht) ein Eiablageplatz angeboten werden. Dies kann zum Beispiel ein Plastikbehälter sein, der mit leicht feuchtem Substrat gefüllt ist und dessen Deckel einen Durchschlupf bietet.

Bei kurzfristiger Unterbringung / Quarantäne kann auch Zeitungspapier als Untergrund genutzt werden.

Kornnattern finden jede kleine Spalte und können auch nicht verschlossene Türen aufschieben, weswegen auf die Sicherung des Terrariums großen Wert gelegt werden sollte.

Die Lufttemperatur sollte tagsüber bei 24-28 °C liegen mit lokalen Erwärmungen von 28 bis über 35 °C. Die Wärmebestrahlung (Sonnenplatz) kann durch eine Halogen– oder besser eine Metalldampflampe erfolgen. Leuchtmittel müssen wegen der Verbrennungsgefahr außerhalb der Reichweite der Tiere angebracht sein oder durch einen Gitterkorb gesichert werden. Nachts wird die Temperatur auf 18-20 °C abgesenkt. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei ca. 50–70 %, was durch regelmäßiges Besprühen des Terrariums oder durch eine Beregnungsanlage erreicht werden kann. Zusätzlich ist es sinnvoll, eine so genannte Wetbox (eine mit feuchtem Moos gefüllte Box, in welche die Schlange bei Bedarf hineinkriechen kann) im Terrarium anzubieten.

Als Grundbeleuchtung eignen sich Leuchtstoffröhren, Tageslichtlampen und Wärmestrahler. Die tägliche Beleuchtungsdauer sollte außerhalb der Winterruhe bei 12-14 Stunden liegen. UV-Licht fördert das Wohlbefinden der Schlangen und trägt dazu bei, dass diese aktiver und vitaler sind.

In jedes Terrarium gehören ein quecksilberfreies funktionsfähiges Thermometer und ein Hygrometer. Ein an der Außenseite angebrachtes Thermometer misst zu ungenau.

Ernährung

Kornnattern sind Fleischfresser und brauchen Mäuse entsprechender Größe oder kleine Ratten oder Küken als Nahrung. In der freien Natur fressen Kornnattern auch kleine Echsen, Amphibien, Vögel und Fledermäuse. Ausgewachsene Kornnattern fressen alle 2-3 Wochen ca. 1-3 Mäuse. Bei Jungtieren ist eine wöchentliche Fütterung angemessen. Kornnattern sollten einzeln außerhalb des Terrariums in extra Futterbecken gefüttert werden, um Aggressionen gegenüber Artgenossen und Pflegern (beim Öffnen des Terrariums) zu vermeiden. In der Regel lassen sich Kornnattern problemlos auf die Fütterung mit toten Futtertieren umgewöhnen. In den Terrarien muss Trinkwasser täglich frisch und zu beliebiger Aufnahme angeboten werden.

Da die Verdauungsenzyme temperaturabhängig sind, muss die Umgebungstemperatur warm genug sein, damit die Nahrung vollständig verdaut und resorbiert werden kann. Die Verdauungsvorgänge beginnen bei 10 °C und erreichen bei 30 °C ihre höchste Kapazität. Bei zu niedrigen Temperaturen kann es vorkommen, dass das Futter von der Schlange wieder hochgewürgt wird bzw. die Futteraufnahme ganz verweigert wird. Ist die Temperatur zu hoch, verwest das Futtertier schneller als es verdaut werden kann und es können sich Gase bilden, die die Schlangen aufblähen und zum Erbrechen führen können.

Winterstarre

Generell ist es ratsam, zwischen Oktober und März eine zweimonatige Winterruhe bei 8-12 °C und vollkommener Dunkelheit einzuhalten, da es dem Verhalten im natürlichen Habitat entspricht und die Widerstandskraft stärkt. Schon vier bis fünf Wochen vorher sollte nicht mehr gefüttert werden, denn zur Überwinterung muss der Darm entleert sein. Während der gesamten Ruhephase muss Wasser stets zur beliebigen Aufnahme zur Verfügung stehen. Vor und nach der Winterruhe ist eine Kotuntersuchung auf Endoparasiten vorzunehmen. In die Winterruhe dürfen nur gesunde Tiere versetzt werden. Die Beleuchtung wird vor der Winterruhe stufenweise reduziert und im Anschluss wieder stufenweise erhöht. Bei kurzfristiger Haltung im Tierheim kann eine Winterruhe auch einmalig ausfallen.

Pflege und Quarantäne

  • Täglich sollte das Terrarium kontrolliert und Kot mit umgebendem Bodensubstrat sowie Futterreste entfernt werden. Zusätzlich ist täglich das Wasser- und das Badegefäß zu reinigen und neu zu befüllen. Der Bodengrund sollte in regelmäßigen Zeitabständen (etwa 2x jährlich) ausgetauscht werden.
     
  • Häufig bei Kornnattern auftretende Gesundheitsprobleme sind Häutungsschwierigkeiten, Hautmilben, Fressstörungen sowie Kot- und Schleimhautveränderungen. Bei Krankheitsverdacht oder bei sichtbaren Verletzungen sollte ein Tierarzt zu Rate gezogen werden. Hier finden Sie eine Liste von Tierärzt*innen, die sich regelmäßig im Bereich Reptilien fortbilden. Es empfiehlt sich, die Tiere wöchentlich zu wiegen, um das Gewicht beobachten zu können.
     
  • Kornnattern sind, wie alle Reptilien, häufig Träger von bestimmten Salmonellenarten, die bei ihnen zur normalen Darmflora gehören. Diese Salmonellen können zu Erkrankungen beim Menschen führen. Im Umgang mit den Tieren sollten deshalb besondere Hygieneregeln beachtet werden (Händewaschen nach Arbeiten an und im Terrarium, benutzte Wasser- und Futtergefäße nicht zusammen mit dem eigenen Geschirr waschen etc.). Vorsicht ist bei Kleinkindern, Schwangeren und immunsupprimierten Personen geboten.
     
  • Neue Tiere sollten immer zuerst mindestens sechs Wochen in ein Quarantäne-Terrarium gesetzt werden. Hier muss auf Ektoparasiten (Milben, Zecken) und Endoparasiten (Würmer, Einzeller) untersucht werden. Nach zweimaliger negativer Kotprobe können Tiere miteinander vergesellschaftet werden. Zum Schutz vor Paramyxoviren im Bestand, sollte bei Neuaufnahmen ein Abstrich von Rachen oder Kloake gemacht und das Probenmaterial im Labor untersucht werden. Zudem können neu aufgenommene Tiere auch auf Antikörper im Blut getestet werden. Darüber hinaus kann ein Abstrich aus der Kloake (ggf. Rachen) entnommen und im Labor auf Adenoviren untersucht werden.

Qualzucht

Es gibt verschiedene Zuchtformen, die als Qualzuchten zu werten sind. Dazu zählen beispielsweise schuppenlose Kornnattern, so genannte„scaleless“. Durch die gezielte Zucht auf Veränderungen des Schuppenkleids werden sie in ihrem arttypischen Verhalten stark eingeschränkt. Auch wird eine reduzierte Lebenserwartung vermutet. Kornnattern der Morphe „Sunkissed“ zeigen häufig das „Stargazing Syndrom“, eine neurologische Störung, die 1991 zum ersten Mal beobachtet wurde: Die Tiere haben Balanceprobleme, betroffene Schlangen verdrehen den Kopf, schauen nach oben oder liegen oft auf dem Rücken. Unkontrollierte Bewegungen, Desorientierung, anormales Aufrichten und manchmal auch Tremor gehören zu den beschriebenen Symptomen. Aktuelle Informationen finden sich in der Qualzucht-Datenbank QUEN

Merke

  • Kornnattern sind wie alle Schlangen carnivor (Fleischfresser) und brauchen zur Ernährung Futtertiere (z.B. Mäuse). Dies stellt aus Tierschutzsicht ein erhebliches Problem dar und führt zu dem Schluss, dass auf eine Schlangenhaltung grundsätzlich verzichtet werden sollte.
  • Futtertiere können zwar als Frostfutter gefüttert werden, hierbei ist jedoch immer zu hinterfragen, woher die Futtertiere kommen, wie sie untergebracht waren und wie sie getötet wurden.
  • Es gibt Schlangen, die gewöhnt sind, nur Lebendfutter oder frisch totes Futter zu fressen. Oftmals müssen dann die Halter selber die Futtertiere vor der Fütterung töten. Dies ist aus Tierschutzsicht abzulehnen, denn es gibt keine Verpflichtung für den Schlangenhalter, zunächst eine Fortbildung zu besuchen, in welcher eine tierschutzkonforme Tötung eines Wirbeltieres erlernt wird. So versuchen sich Laien an dieser Herausforderung, was in vielen Fällen dazu führt, dass die Futtertiere unter Zufügung von Schmerzen und Leiden getötet werden.
  • Auch ein Verbringen des lebenden Futtertiers in das Terrarium stellt eine ethische Herausforderung dar – das Beutetier hat hier keinerlei Möglichkeit zur Flucht, wie es in der freien Natur der Fall wäre. Es ist hilflos dem Räuber ausgeliefert. Je nachdem wie hungrig die Schlange ist, kommt es vor, dass Futtertiere nicht sofort getötet werden, sondern eine Zeitlang im Terrarium dahinvegetieren. Umgekehrt wurden auch schon Schlangen durch Futtertiere verletzt.
  • Zusätzlich zeigt sich immer wieder, dass Futtertiere nicht artgerecht gehalten werden, sondern als Tiere zweiter Klasse behandelt werden.
  • Frisch geschlüpfte Kornnattern zeigen oftmals Probleme bei der Futteraufnahme, daher sind diese keineswegs wie oftmals verbreitet für Anfänger geeignet.
  • Bei Beleuchtungs- und Wärmequellen muss immer darauf geachtet werden, dass diese große Hitze entwickeln und der direkte Kontakt vom Tier mit der Licht- / Wärmequelle vermieden werden muss, weil sonst schwere Verbrennungen entstehen können. Ein Schutzgitter um die Strahler kann hier beispielsweise Schutz bieten.
  • Den Tieren sollte eine Winterruhe ermöglicht werden, bei der die Temperaturen bei 8–12°C liegen sollten. Werden die Tiere im Wohnzimmer o.ä. gehalten, muss für die Winterzeit eine Alternative überlegt werden, damit die niedrigen Temperaturen erreicht werden.
  • Kornnattern stammen i.d.R. aus Nachzuchten. Auf die Anschaffung von Wildfängen ist zu verzichten.
Quellen

Barop, S.I. (2011): Tierschutzaspekte bei der Schlangenhaltung unter besonderer Berücksichtigung der Lebendfütterung. Diss. Vet.med. München.

BMEL (1997): Mindestanforderungen an die Haltung von Reptilien vom 10. Januar 1997 

Bundesverband für fachgerechten Natur- und Artenschutz (2004): Schulungsordner Terraristik.

Deutscher Tierschutzbund (2019): Lebendtierfütterung in der Heimtierhaltung.

Frye, F.L. (Hrsg) (2003): Reptilien richtig füttern. Datz Terrarienbücher, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart. ISBN 3-8001-3901-4.

Guard, C.L. (1980): Comparative gut physiology and diets for reptiles. AAZU, 32–33

Köhler, G.; Berg, P. (2005): Kornnattern. Lebensweise, Pflege, Zucht, Erkrankungen. Herpeton, 1. Auflage.

Kölle, P. (Hrsg) (2004): Schlangen. Franckh-Kosmos Verlags-Gmbh & Co, Stuttgart. ISBN 3-440-09377-8

Krautwald-Junghanns M et al. Exopet-Studie: Haltung exotischer Tiere und Wildtiere in Privathand: Situationsanalyse, Bewertung und Handelsbedarf insbesondere unter Tierschutzaspekten [Internet]. 2017 [zitiert 4. August 2023].

Schmidt, D. (Hrsg) (2001): Atlas der Schlangen. Bede-Verlag GmbH, Ruhmannsfelden. ISBN 3-933646-96-0

Trutnau, L. (Hrsg) (1994): Terraristik. Eugen Ulmer GmbH & Co., Stuttgart. ISBN 3-8001-7306-9

Trutnau, L. (Hrsg) (2002a): Ungiftige Schlangen, Schlangen im Terrarium Band 1, erster Teil, 4. Aufl. Eugen Ulmer GmbH & Co., Stuttgart. ISBN 3-8001-3223-0

Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz: Kornnattern. Merkblatt Nr. 179, Stand November 2016

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