Tierschutzbund veröffentlicht Wegweiser zu tierversuchsfreier Wissenschaft

Nager in einem Käfig
Nager gehören zu den am häufigsten genutzten Versuchstieren. An ihnen werden zum Beispiel noch immer qualvolle Giftigkeitstests aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts durchgeführt, an deren Aussagekraft viele Wissenschaftler mittlerweile zweifeln.

Der Deutsche Tierschutzbund hat einen umfassenden „Wegweiser Tierversuchsfreie Wissenschaft“ veröffentlicht, der die Vielfalt und Möglichkeiten tierversuchsfreier Methoden aufzeigt. Die Publikation richtet sich an alle, die sich mit dem Thema fachlich auseinandersetzen wollen und liefert eine leicht verständliche wissenschaftliche Grundlage für den Diskurs in Politik, Wissenschaftsjournalismus, Studium, Behörden oder interessierter Öffentlichkeit. Im Kernabschnitt des Wegweisers stellen die Autoren konkret 16 gängige Tierversuche einer entsprechenden tierversuchsfreien Methode gegenüber.

„Das Thema Tierversuche und tierversuchsfreie Wissenschaft ist sehr komplex und wird sogar in Fachkreisen oft kontrovers und hoch emotional diskutiert. Mit unserem Wegweiser wollen wir notwendige Hintergründe für einen konstruktiven, sachlichen Diskurs liefern. Dazu gehört insbesondere auch das Wissen um tierversuchsfreie Methoden“, sagt Kristina Wagner, Leitung des Fachreferats für tierversuchsfreie Wissenschaft beim Deutschen Tierschutzbund. „Die Werkzeuge, mit denen wir Forschung unserem ethischen Anspruch als Gesellschaft anpassen können, sind bereits in großer Vielfalt verfügbar. Im Wegweiser besprechen wir die Vorteile ebenso wie noch zu bewältigende Herausforderungen. Für einen erfolgreichen Umstieg auf eine tierversuchsfreie Wissenschaft braucht es dringend mehr finanzielle Förderung und eine Strategie mit klar definierten Zielen und Maßnahmen.“

Fortschritt in Medizin und Forschung ohne Tierversuche

Neben grundlegenden Infos sowie einer Interpretationshilfe für offizielle Zahlen und rechtliche Regelungen nimmt der Wegweiser auch die Versuchstiere selbst in den Blick. Die Fachautoren zeigen auf, wie Tierarten wie Mäuse, Beagle, Langschwanzmakaken oder Schweine natürlicherweise leben und für welche Versuche sie eingesetzt werden. Im Hauptteil stellen die Autoren ausgewählte Tierversuche vor, die etwa in der Alzheimer- oder Parkinsonforschung, sowie in der Arzneimittel- oder Chemikalienprüfung Standard sind. In der direkten Gegenüberstellung mit tierversuchsfreien Methoden, etwa sogenannten Organoid-Modellen, Zelltests oder menschlichen Hautmodellen, werden die Chancen moderner wissenschaftlicher Ansätze deutlich. „Tierversuche verursachen nicht nur furchtbares Tierleid, sondern wiegen uns oft in trügerischer Sicherheit, da die Ergebnisse nicht verlässlich auf den Menschen übertragbar sind“, so Wagner. „Der Schlüssel zu Fortschritt in Medizin und Forschung liegt im Umstieg auf eine moderne und humane Wissenschaft ohne Tierleid. Die Zeit ist mehr als reif für einen Paradigmenwechsel!“

Bundesregierung in der Pflicht

Mit seiner Publikation bekräftigt der Deutsche Tierschutzbund auch seine Forderungen an die Bundesregierung, die die im Koalitionsvertrag versprochene Reduktionsstrategie gerade auf den Weg bringt. Der Verband begrüßt dies, mahnt aber auch, dass eine reine Reduktion nicht ausreiche: „Wie von der EU-Kommission vorgegeben sollte das mittel- bis langfristige Ziel eines kompletten Ausstiegs aus Tierversuchen nicht aus den Augen verloren werden. Auch der aktuelle Entwurf zur Novellierung des Tierschutzgesetzes und die geplante Überarbeitung der zugehörigen Tierversuchsverordnung sollten dies berücksichtigen“, so Wagner.

Hinweis für die Redaktionen: Der Wegweiser ist auf der Website des Deutschen Tierschutzbundes unter www.tierschutzbund.de/wegweiser-tierversuchsfreie-wissenschaft verfügbar. Ergänzend sind auf der Website auch Interviews mit Wissenschaftlern einsehbar, die die vorgestellten Methoden entweder entwickelt haben oder damit arbeiten.

Kontakt für Journalist*innenPressestelle: +49-(0)228-60496-24 / presse@tierschutzbund.de

Lea Schmitz Leitung Pressestelle / Pressesprecherin
Hester Pommerening vor dem Logo des Deutschen Tierschutzbundes
Hester Pommerening Referentin für Presse und Veranstaltungsmanagement
Mitarbeiterin Deutscher Tierschutzbund
Nadia Wattad Pressereferentin
Portrait von Kerstin van Kan vor dem Logo des Deutschen Tierschutzbundes
Kerstin van Kan Pressereferentin
Jetzt spenden